28. September bis 9. November 2025
Es war an einem stillen Morgen in der kleinen Stadt Königstein, als ich in Gesellschaft meiner Kollegin Lydia Hempel zum ersten Mal mit dem Werk von Chris Löhmann in Berührung kam. Es waren die halb vergessenen Gassen von Königstein, an der breiten Elbe gelegen. Die Stadt selbst schien das perfekte Vorspiel für die Welt dieses Künstlers zu sein. Eine Welt, die nicht nach Aufmerksamkeit verlangt, sondern sich zurückzieht, zögernd, tief eingesunken in das Dickicht von Gefühl und Form.
Chris Löhmann arbeitet fast ausschließlich in Schwarz und Weiß – als wollte er sich bewusst der Verführung durch Farbe entziehen. Die Linie, die Form, die Komposition – sie alle tragen die ganze Last des Ausdrucks. Doch das ist kein Minimalismus und auch keine kühle Parodie auf das klassische Zeichnen. In Feder, Tusche und grafischen Schraffuren sind das die alten Werkzeuge eines Rembrandt oder Goya.
Löhmanns im kleinen oder großen Format motivisch dichte Blätter leben von ihrer Zeitgenossenschaft. Stilsicher baut er dabei auf der Verarbeitung verschiedenster Bildtraditionen und Anklänge aus der literarischen Imagination als klassische sowie phantastische Bildwelten oder philosophische Weltbetrachtung auf. Dass ihm mit allem Formgespür der Gang der Dinge nicht gleichgültig ist, mag ihn mit der kultivierten und nachdenklichen Chronistenperspektive eines de Bry der Wende des 16. zum 17. Jahrhunderts verbinden.
Es ist mir ein Bedürfnis, Lydia Hempel zu danken, die mich auch in den letzten Ausstellungen mit Künstlern in Verbindung gebracht hat, die vorgestellt werden sollten.
Lieselotte Rojas Sanoja, Dresden, September 2025
Chris Löhmann – „Das Martyrium des Heiligen Sebastian (Mein Armer armer Vater spricht verbitterte Worte aus der kalten Dunklen Erde, in der er ruht. Großer Opitzer Himmel über einem Ausblick nach Freital)“, 2024 | Chris Löhmann – „10 Die Auferstehung Christi“, 2024, Grafitzeichnung |