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GLOBALE KUNST

Renate Pozo | Heinz Ferbert
Skulpturen – Graphik – Malerei

25. April bis 31. Mai 2015


Im Skulpturengarten Werke von
Paul Böckelmann, E.R.N.A., Bernhard Männel, Marion und Uwe Hempel,
Reinhard Pontius, Konstanze Feindt Eißner, Miguel Sanoja


GLOBALE KUNST

Skulpturen – Graphik – Malerei von Renate Pozo und Heinz Ferbert

Kaum ein Thema wird so intensiv und kontrovers diskutiert wie die Globalisierung. Die einen verbinden mit ihr die Annäherung der Kulturen, wirtschaftliches Wachstum und neue Entfaltungsmöglichkeiten, andere fürchten die Dominanz der Ökonomie und den Verlust regionaler Vielfalt. Aber die Globalisierung stellt weder einen Automatismus dar, der nach einem vorgegebenen Plan die Vereinheitlichung der ganzen Welt betreibt, noch ist es eine Erfindung der Neuzeit. Schon im 16. Jahrhundert hatten umfassende historische und soziale Umwälzungen den Vorläufer einer Globalisierung zur Folge. In dieser Zeit führte der ungeheure Expansionsdrang der Europäer zur Entdeckung neuer Seewege, neuer Länder und Völker. Der Raum der Menschheit erweiterte sich über den ganzen Globus.

Das europäische Interesse an den Schätzen Asiens, wie Gewürze, Seide, Edelsteine oder seltene Hölzer war der wesentliche Auslöser für die großen Entdeckerreisen. Die Europäer haben mit ihren Eroberungen Erfolg in Amerika, scheitern aber trotz mehrerer Versuche in China, an dessen Größe, sei sie politisch, wirtschaftlich oder kulturell. China liegt eben nicht am Ende der Welt, sondern, wie die Azteken nicht müde wurden zu wiederholen, in deren Mitte. Fernöstliche Kulturen beginnen eine Faszination auszuüben, der sich die Künstler aller folgenden Epochen nicht entziehen konnten. Bedeutende Meister der informellen Malerei wie Jackson Pollock, Mark Tobey und Franz Kline aber auch van Gogh und Gauguin ließen sich von der ästhetischen Anmut der chinesischen Schriftzeichen oder japanischen Holzschnitten inspirieren.

Das Globale in der Kunst ist jedoch nicht nur das Wissen um die Ferne, sondern auch dessen Integration und Modifizierung in die eigenen Wertvorstellungen. Für die aktuelle Ausstellung haben wir zwei Künstler eingeladen, die diesem Anspruch besonders gut gerecht werden; im Falle von Renate Pozo mehr auf unbewusster, spiritueller Ebene und bei Heinz Ferbert mit vollem emotionalem und intellektuellem Einsatz.


Renate PozoHeinz Ferbert


Heinz Ferbert: „Der Bildcharakter der Schrift“ Aquatinta, 2012, 60 x 12 cm
Heinz Ferbert: „Der Bildcharakter der Schrift“ Aquatinta, 2012, 60 x 12 cm
Den Werdegang von Renate Pozo könnte man scherzhaft als „global“ bezeichnen. Sie ist deutscher Herkunft, hat lange in Venezuela gelebt, bezeichnet sich aber selbst als eine “Terrícola“, eine Erdbewohnerin. Sie absolvierte ihre Studien Anfang der 70iger Jahre an Kunsthochschulen in Paris und in Chile und hat ihr erstes Atelier am Monparnasse in Paris. Von Anfang an konzentriert sich ihr künstlerisches Interesse auf Werke, die sich während der Schaffensphase mit Feuer auseinandersetzen müssen, also Keramik, Glas und in letzter Zeit Porzellan. 1976 lässt sie sich in Venezuela nieder, wo eine überaus erfolgreiche, künstlerische Laufbahn ihren Anfang nimmt. Im Jahre 1984 hatte sie die erste große Solo-Ausstellung ihrer Werke in meiner Galerie Félix in Caracas/Venezuela, unter dem Titel „La Cita“ – die Verabredung. In dieser Zeit arbeitet Renate noch mit figurativen Elementen, sehr beeinflusst vom Feminismus – wie sie selber sagt.

Dann nimmt das Raku einen wichtigen Platz ein in ihrem künstlerischen Schaffen und ihre Suche wird mehr symbolisch und konzeptuell. Es folgen unzählige Ausstellungen und Auszeichnungen in aller Herren Länder, gekrönt 1991 mit dem Nationalpreis von Venezuela. Doch die politische Situation in Venezuela veranlasst auch Renate das Land zu verlassen. Sie siedelt im Jahre 2002 um nach Teneriffa auf den kanarischen Inseln. Glückliche Umstände erlauben 2009 einen erneuten Wechsel nach Südfrankreich. Seit zwei Jahren hat Renate Pozo wieder ein eigenes Atelier in Vallauris, wo die Stücke unserer aktuellen Ausstellung entstanden sind, Skulpturen und Reliefs, deren Linien an chinesische und japanische Tempel denken lassen. Zum erste Mal arbeitet sie mit weißem, edlen Porzellan, verbindet es mit anderen Tonsorten, fragmentiert, schafft spielerische Stücke, die man bewegen kann, als Symbol des unendlichen Weitergehens im Wandel der Zeit.


Eigentlich wollte ich Heinz Ferbert nur einen kleinen Höflichkeitsbesuch abstatten als ich mit einer Freundin zu ihm nach Wantewitz fuhr, ein kleines Dorf mit 34 Einwohnern und einer schönen, großen Kirche. Aber die Verzauberung war so groß, dass wir uns mit Mühe bei Einbruch der Dunkelheit losreißen konnten. Ich fühlte mich bis ins Innerste berührt von der Intensität, der Wahrhaftigkeit sowie der intellektuellen und emotionalen Kapazität dieses Künstlers. Sein umfangreiches Werk beeindruckt, seine Beharrlichkeit auch. Seiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Er erzählte mir, dass alles begann mit dem Kauf von zwei chinesischen Zeitungen in Chinatown/New York vor Jahren. Die Schrift, diese älteste kulturelle Leistung der Menschheit, nahm Heinz Ferbert gefangen. Rätselhafte Schriftzeichen, die Wörter und Wortkombinationen, Laute und Begriffe zum Klingen bringen. Diese, der europäischen Kultur fremden Schrift- und Bildwelten, veranlassen den Künstler zu einem überaus intensiven experimentellen Erforschen und Ausloten der eigenen künstlerischen Sprache, ihrer Möglichkeiten und Grenzen.

Ab 2003 werden chinesische Schriftzeichen zu einem seiner wesentlichen Bildmotive, doch die Techniken, die er wählt, sind absolut konträr zu der schnell und flüssig ausgeführten Tuschezeichnung der klassischen Kalligraphie: Heinz Ferbert benutzt verschiedene, äußerst aufwendige Drucktechniken, auch Prägungen werden mit einbezogen; manche Blätter verwandeln sich durch das Bearbeiten mit Farbpigmenten und Sanden in Malerei. Es sind natürliche Sande unterschiedlicher Färbung und Körnung und der Künstler versteht deren Verwendung auch als Sinnbild für die schnelle Erreichbarkeit und Austauschbarkeit aller Orte weltweit, für die Globalisierung und deren Folgen.

Doch alle großen Wege beginnen mit kleinen Schritten. Ein gutes Beispiel für diese Globalisierung der Nähe ist das Zusammentreffen vor kurzem mit einem jungen Chinesen namens Jian Tan. Dieser Künstler beherrscht nicht nur mehrere Sprachen fehlerlos, sondern ist auch ein Meister der klassischen, chinesischen Kalligraphie. Von ihm lernten wir, dass das Wort Globalisierung im Chinesischen aus den Schriftzeichen „Zusammen + Erde + ierung = Prozess“ besteht. Das führt uns vor Augen, dass jeder Aspekt des Lebens verschiedene Deutungen zulässt.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Lieselotte Rojas Sanoja


Renate Pozo „Kleine Spielbox“, schwarzer Ton und Porzellan, 2014, 10 x 20 x 6 cm
Renate Pozo „Kleine Spielbox“, schwarzer Ton und Porzellan, 2014, 10 x 20 x 6 cm


Vita Renate Pozo
Atelier: 16 rue Clément Bel, 06220 Vallauris – Frankreich Tel. 0033 (0)631354460

2015 Exposition „Globale Kunst“ Heinz Ferbert und Renate Pozo, in der Galerie Félix, Dresden
2014 Einzelausstellung „A Flor de Piel“ (Hautnah), „EL Gourmet“, Madrid/Spanien
2013 Eröffnung eines eigenen Atelier in Vallauris/Südfrankreich
2004 Teilnahme an der „Feria Iberoamericana de Artesanos“ (Iberoamerikanische Messe für Kunsthandwerk) in Santa Cruz/Teneriffa. Gewinn des 1. Preises
1998 Exposition „Tierra Común“ (Gemeinsames Land) in der Venezolanischen Botschaft in Bogotá – Gruppenshow venezolanischer und kolumbianischer Künstler
1995 Teilnahme an der Ausstellung „Diez Presencias“, (Zehn Persönlichkeiten), in der Nationalgalerie von Caracas
1994 „Cinco Premios Nacionales de las Artes del Fuego“/“Fünf Nationalpreisträger” Galerie Barro y Fuego, Caracas
1992 Einzelausstellung, „Casas del Cielo y la Tierra“, Galerie Via/Caracas
1991 Nationalpreis von Venezuela für die Installation „Cosmogónica“
1990 „12 Escultores Venezolanos“ (12 Venezolanische Bildhauer) Asociación Nacional de las Artes del Fuego/Caracas
1989 Gruppenshow „Venezuela 89“, Galerie Venzor, Chicago, USA
1988 Einzelausstellung „In Vitro“, Galerie Félix/Caracas
1987 Teilnahme an der Ausstellung „Cerámica Contemporánea de Venezuela“ (Zeitgenössische Keramik in Venezuela) im Museum La Rinconada/Caracas
1985 Beginn der Experimente mit Glas und Raku
1984 Einzelausstellung „La Cita“, Galerie Félix/Caracas
1982 Einzelausstellung „Las Damas de Luz“, Galerie Terracota/Caracas
1979 Mitglied des Arbeitskreises „Cono Diez“ in Caracas
Ab 1978 Teilnahme an zahlreichen Gruppenausstellungen
1976 Übersiedlung nach Caracas/Venezuela
1973 Rückkehr nach Paris, erste Arbeiten in Keramik in einem Atelier am Montparnasse
1969 bis 1972 Studien an der « Ècole des Beaux Arts » in Paris und in der „Escuela de Artes Aplicadas“ in der Universität von Chile
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