Ende 1974 bin ich im Karibischen Raum gelandet, nach 4 Jahren auf See in einem kleinen Segelschiff namens Félix. Die Besatzung bestand aus dem Kapitän, meinem ersten Mann Heinz und mir, als Matrose für alles. Meine persönliche Situation war in diesem Moment nicht sehr stabil. Meine Mutter war gestorben und meine Ehe war im Begriff „über Bord zu gehen“. Ich war 33 Jahre alt und beschloss einen Neuanfang zu wagen. Es war immer mein Wunsch gewesen mich mit Kunst zu beschäftigen.
Am 12. Oktober 1975 habe ich meine Galería félix in Caracas eröffnet mit einer Ausstellung von antiken Schiffsinstrumenten und Landkarten, die ich in England eingekauft hatte.
Venezuela bezauberte mich mit einer Atmosphäre von Toleranz und Lebensfreude und einem wirtschaftlichen Aufschwung, der zu vielen Hoffnungen Anlass gab, insbesondere die auf eine gesunde, gerechte, soziale Entwicklung. Es stellte sich sehr schnell ein intensiver Kontakt mit dem zeitgenössischen Kunstgeschehen in Caracas her, geprägt von Einflüssen aus aller Welt. Venezuela war ein Magnet für Künstler aus allen Landen, nicht zuletzt durch seine landschaftliche Schönheit und ausgewogene klimatische Bedingungen.
In den ersten 15 Jahren organisierte ich mit meinen Mitarbeitern 2 Ausstellungen monatlich. Es gab keine Einschränkung was das Genre anbetrifft, lediglich der Anspruch auf Qualität war ausschlaggebend. Der Markt war für eine Spezialisierung nicht gross genug. Im Laufe der Zeit kristallisierte sich allerdings eine deutliche Neigung zur Arbeit auf Papier und der Skulptur heraus. Später, im eigenen Haus, reduzierte sich der Ausstellungsrythmus auf etwa 10 bis 12 Expositionen im Jahr mit einer beständigen „Mannschaft“ von etwa 25 Künstlern. Über die Jahrzehnte hinweg sind es mehrere hundert Ausstellungen, die ich absolviert habe, was nicht bedeutet, dass ich es je als „Routine“ empfunden hätte; immer war es für mich eine neue, erregende Herausforderung. Neben der zeitgenössischen Kunst beschäftigte ich mich ohne Unterbrechung sehr intensiv mit antiker Kartographie und den ersten Recopilationen der Texte des 16. Jahrhunderts über die Conquista. Einmal im Jahr zeigten wir eine Ausstellung zu diesem Thema. 1992 wurde mein Buch „La Qvarta parte del Mundo“ aufgelegt. Ich lernte meinen zweiten Mann, den venezolanischen Bildhauer und Universitätslehrer Miguel Sanoja im Jahre 1976 kennen. Sein Einfluss auf mich ist auch heute noch ungebrochen. Miguel starb sehr unerwartet Ende 2003.
Im Jahre 1989 kauften wir zwei alte Häuser und bauten sie zu einem kleinen Kunstzentrum aus mit einer grossen Ausstellungsfläche von fast 300 m², einer Schule für Zeichnung und Plattengraphik und dem Atelier meines Mannes.
In den 90ziger Jahren war unsere finanzielle Basis soweit gefestigt, dass wir die Teilnahme an internationalen Messen in unser Programm aufnehmen konnten. Wir haben mehrfach an der Art Cologne teilgenommen, der FIAC in Paris, der ArtChicago at Navy Pier, sowie in Brüssel, Düsseldorf und Miami. Es waren überaus fruchtbare Jahre für uns und die Künstler, die mit uns arbeiteten.
Ende 2000 zeichnete sich eine sehr negative politische Entwicklung in Venezuela ab. Präsident Chavez war kaum an der Macht, als das venezolanische Volk begriff, was es mit der Wahl dieses jungen Militärs für einen Fehler gemacht hatte. Die nächsten Jahre waren gezeichnet von ständigen zivilen Protesten, von einem permanenten Konflikt zwischen den Parteien. Es folgten die ersten Toten in den Demonstrationen, die ersten Enteignungen und Inhaftierungen.
Ich war relativ früh überzeugt, dass uns ein Verlassen Venezuelas, der Familie und Freunden, unseres schönen Hauses, nicht erspart bleiben würde. Ich war entschlossen nicht zuzulassen, dass ich am Ende meines Lebens in die gleiche Falle geraten würde, aus der ich in meiner Jugend mit Müh und Not entkommen war. Ich war einige Wochen vor dem Mauerbau aus der DDR geflohen.
Miguel zögerte und hoffte länger auf eine Lösung. Anfang 2003, nach einem erfolglosen Generalstreik, der fast drei Monate anhielt und für viele der absolute Ruin bedeutete, war auch er bereit zu gehen. Dieses Jahr 2003 verging mit den Vorbereitungen unseres Wechsels nach Spanien.
Der Tod Miguels im Dezember des Jahres warf alle diese Pläne über den Haufen und ich brauchte einige Zeit, um mich in dieser neuen Situation zurecht zu finden. Ich löste alles auf und verkaufte, soweit möglich, unseren gesamten Besitz. Der Abschied von Venezuela war hart.
Im Juni 2008 bin ich in Dresden gelandet. Diese Entscheidung habe ich noch keine Minute bereut. Ich hatte mich auf eine längere Durstrecke gefasst gemacht, aber Dresden nahm mich von Anfang an mit offenen Armen auf. Meine Familie – meine Zwillingsschwester lebt hier – erwies sich als eine unermüdliche Stütze; ich fand sehr schnell einen wunderbaren Freundeskreis und fühle mich in dieser schönen Stadt so wohl wie ich es nicht für möglich gehalten hätte.
Dieses angenehme Klima war der entscheidende Impuls, mich doch nochmal, kurz nach meinem 70. Geburtstag, mit dem Kunstgeschehen auseinanderzusetzen. Wieder sind die positiven Einflüsse überwältigend: ein interessanter Platz am Elbhang zwischen der Schwebebahn und der schönen Loschwitzer Kirche; die Hilfe der Freunde in allen Bereichen; das Entdecken von grossartigen Künstlern wie Paul und Elke Böckelmann und Uwe und Marion Hempel.
Ich beginne mit einer Sammlung von präkolumbischen Keramiken und Kultgegenständen der alten Hochkulturen von Peru sowie Landkarten und Stichen aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert.
„E.R.N.A.’s Engel“, Keramiken von Elke Böckelmann, geben die Verbindung zur zeitgenössischen Kunst. Im Skulpturengarten sind Werke von Paul Böckelmann, Uwe und Marion Hempel und Miguel Sanoja zu sehen.
Darüber hinaus bin ich offen für alle Anregungen, die dieser neue Standort in der Pillnitzer Landstrasse 7 mir bieten wird.
September 2013
Zu diesem Zeitpunkt bereiteten wir gerade unsere 15. Ausstellung mit E.R.N.A. und Paul Böckelmann vor. Sie sind zwei der vier Künstler, die wir eingeladen haben uns zur nächsten ArtKarlsruhe, eine der wichtigsten Messen im zeitgenössischen Kunstgeschehen, zu begleiten. Die beiden anderen Künstler sind Marion und Uwe Hempel.
In dem Bestreben, die unvollkommene Verbindung von Kunst und Handel in Dresden zu verbessern, führen wir seit einigen Monaten periodisch Treffen zwischen Künstlern, Galeristen, Kunstwissenschaftlern und Journalisten durch. Ende September ist das nächste „Galeriegespräch“ anberaumt und wird sich mit juristischen Belangen wie Urheberrecht, Verantwortlichkeiten nach einem Verkauf, Editionen, Testamenten, Vereinbarungen usw. beschäftigen.
Unser Skulpturengarten hat drei neue Terrassen aufzuweisen. Besonders stolz sind wir auf einen Teich mit Seerosen und Goldfischen, ein wunderbarer Platz für zwei großformatige Skulpturen aus Glas und Metall von Marion und Uwe Hempel.
Mai/Juni 2014
Vor einem Jahr musste Dresden mit der Flut fertig werden. Dank der Unterstützung von Freunden und Bekannten ist uns nichts Ernsthaftes passiert, weder in der Galerie noch in meiner Wohnung. Es waren sehr anstrengende Tage.
In diesem Jahr erleben wir einen wunderbaren Frühling. Unser Garten wird immer schöner. Uwe Hempel hat die fünf hässlichen, alten Wäschepfähle vorm Eingang zur Galerie in enigmatische „Wächter“ verwandelt. Ein neuer Weg führt von der Treppe zum Haus, eine neue Terrasse neben der Schwebebahn hat als zentralen Blickpunkt eine Skulptur aus Sandstein von Konstanze Feind-Eissner. Und wieder sind die beiden Hempels, maßgeblich daran beteiligt, dass das verwilderte Grundstück sich in einen Skulpturengarten verwandelt. Der Kirchenvorstand hat uns erlaubt die untere große Terrasse zu benutzen wo nun Marions „Lebenswagen“ und fünf „Schachtelhalme“ stehen.
Von November 2013 bis Januar 2014 hatten wir eine großartige Exposition der beiden Hempels gezeigt. Leider konnten wir in diesem Jahr noch nicht an der Messe in Karlsruhe teilnehmen, die Warteliste war einfach zu lang. Wir werden es im nächsten Jahr erneut versuchen. Solveig Bolduan bestritt mit Skulpturen aus Holz und mit Arbeiten auf Papier die erste Jahresausstellung 2014. Dann kam Tina Flau aus Potsdam mit ihren gut durchdachten Zeichnungen und jetzt zeigen wir die Bildsprache von Ismael Mundaray mit dem Titel „Horizont der Illusion“… Morgen – wir schreiben den 27. Mai – werde ich zu Tobias Fahnauer, unserem sehr geschätzten Designer, gehen, um den Flyer für die Ausstellung „Sommer in Schwarz/weiß“, Tuschezeichnungen von Ina Claus und Holz und Linolschnitte von Gabriele Reichelt zu entwerfen…
Januar 2015
Die Beschäftigung mit Kunst und Künstlern ist so faszinierend und abwechslungsreich, dass die Zeit zu verfliegen scheint. Unsere Sommerausstellung – wie immer dem Elementarkontrast Schwarz-Weiss gewidmet – war ein voller Erfolg. Die Arbeiten der beiden eingeladenen Künstlerinnen – Gabriele Reichelt aus Dresden und Ina Claus aus Neuseeland – waren ein gutes Beispiel für die enorme Bandbreite, die das Thema erlaubt. Ina sinniert in ihren detaillierten Tuschezeichnungen über Gott und die Welt und Gabi bezaubert mit ihrer unvergleichlichen Fähigkeit die Komik einer Situation mit wenigen Linien ihrer Holz- und Linolschnitte zu erfassen. „Wege – Bäume – Herbst“ war der Untertitel der folgenden Ausstellung: „Natürlich!“ Fotografien von Peter Zimolong. Dies war bereits die 2. Einzelausstellung des jungen Künstlers in unserer Galerie und ich stellte mit Erstaunen fest, dass fast ein Drittel unserer Expositionen der Fotografie gewidmet waren. Dann kam Philippe Schulte! Eine Ausnahmeerscheinung in jeder Hinsicht! Das Bild als Realität – dieser Titel der Ausstellung ist absolut wörtlich zu nehmen. Philippe ist ein Virtuose der Malerei und ein Lebenskünstler. Seine Malereien sind die besten hyperrealistischen Arbeiten, die ich in meinem fast 40jährigen Berufsleben gesehen habe. Er wird im Frühling nach Frankreich umsiedeln und ich bin sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit gehabt haben zuvor seine wunderbaren Bilder von Dresden zeigen zu können.
Juli 2015
Der Pegel der Elbe lag in diesen Tagen unter 70 cm und brachte die Dampfschifffahrt zum Erliegen. Es ist außergewöhnlich heiß, was den Geranien, die Eva in diesem Jahr gepflanzt hat, sehr bekommt. Die Fenster des Hauses verschwinden fast hinter der Pracht der roten Blüten. Eva Maria Kaufmann lebt seit langem im Haus und hat einen „grünen Daumen“. Die farbenfrohe Malerei der Ausstellung mit Maria Mednikova hat uns gut durch den Winter gebracht. Ich suchte schon länger einen Künstler, der mit den, von asiatischen Einflüssen geprägten Arbeiten von Renate Pozo, einer Deutsch-venezolanerin, harmonieren würde. Dann fand ich Heinz Ferbert, der die chinesische Kalligraphie als Bildmotiv benutzt. Nach wenigen Tagen habe ich ihm eine Ausstellung angeboten, was in kuriosem Gegensatz steht zu den genau 30 Jahren, die vergangen sind seit meiner ersten Exposition mit Renate Pozo in Caracas. Unsere Ausstellung hier hieß „Globale Kunst“ und hätte nicht harmonischer und ansprechender sein können. Zudem lernten wir den jungen Chinesen Jian Tan kennen, der ein Ausnahmetalent für Sprachen hat und die klassische, chinesische Kalligraphie beherrscht. Ein Gewinn für uns alle. Das Elbhangfest brachte uns Ströme von Besuchern.
Paul Böckelmann bestreitet aktuell die Szene mit seiner Ausstellung „SELBST – GEZEICHNET“. Leider musste unsere Sommerausstellung – wie immer dem Elementarkontrast schwarz/weiß gewidmet – verschoben werden auf das Jahresende, wegen einer rebellischen Bandscheibe in meiner Wirbelsäule. Aber dann geht es im gewohnten Rhythmus weiter.
Die Vorbereitungen für die Präsentation eines Künstlerbuches von Gabriele Seitz am 5. September sind abgeschlossen. Loschwitz feiert die 700 Jahre seines Bestehens im September 2015. Wir werden in dieser Zeit die Portraits aus dem Buch der in Loschwitz lebenden Künstler zeigen.
März 2016
Die „Taufe“ des Buches von Gabi Seitz, Ende September 2015, war ein Ereignis. Wir zählten über 300 Besucher, was zur Folge hatte, dass die Vorräte an Büchern völlig erschöpft war. Die Nachfrage hat noch immer nicht nachgelassen.
Dann folgte die Ausstellung „Geschichten in Schwarz-Weiß“, die erzählt wurden von Gabriele Reichelt und E.R.N.A. Gabi bezauberte alle Welt wieder mit ihrem unnachahmlichen Talent, die Komik einer Situation mit wenigen Linien ihrer Holz- und Linolschnitte zu erfassen und Elke (alias E.R.N.A.) präsentierte die Serie „Habseligkeiten“, exzellente Tuschezeichnungen von Dingen, auf die man vielleicht verzichten kann, es aber nicht will oder nicht muss – wie sie selber sagt.
Im Januar 2016 war eine erneute Pause nötig, um zu versuchen meine Rückenprobleme zu lösen, was leider noch immer mehr Aufmerksamkeit erfordert, als mir lieb ist.
Mitte Februar habe ich, wie jedes Jahr, die ArtKarlsruhe besucht, die mich mehr durch die ausgezeichnete Organisation beeindruckte als durch die ausgestellten Kunstwerke.
Gestern – wir schreiben schon den 6. März – haben wir eine grosse Ausstellung aufgehängt mit dem Titel „Aquarelle – als die Farbe ins Wasser fiel“. Die sieben eingeladenen Künstlerinnen sind: E.R.N.A., Rita Geißler, Katharina Kretschmer, Mechthild Mansel, Maria Mednikova, Helen Mortlock und Christine Wahl.
In Vorbereitung ist die Ausstellung „Drinnen und Draußen“, Fotografie von Bernd Grams. Es sind eindrucksvolle Arbeiten in – wie sollte es anders sein – schwarz/weiß von unserem direkten Umfeld Loschwitz und der Elbe. Hoffentlich kommt der Frühling bald.
August 2016
Und er kam mit Macht, der Frühling. Wir, Eva und ich, mussten eine Gartenbaufirma beauftragen, uns bei der Pflege des Grundstückes zu helfen. Alles schien mit doppelter Kraft zu wachsen und zu blühen. Wieder sind es rote Geranien vor den Fenstern, die den Ton angeben.
Der wahre Ansturm von Besuchern der Aquarellausstellung war zum Teil den schönen Artikeln des bekannten Kunstkritikers Heinz Weißflog zu verdanken. Zu unserer Freude verfasste er auch für die folgenden 2 Ausstellungen sehr gute Beiträge, die in den Dresdner Neuesten Nachrichten publiziert wurden.
Zuerst die Fotografien in schwarz/weiß vom Elbtal von Bernd Grams. Der Titel „Drinnen – Draußen“ ist einem kurzen Sketch entlehnt, den Bernd – nicht nur ein guter Fotograf sondern auch ein begnadeter Schriftsteller – verfasst hatte. Es ist ein Dialog zwischen zwei Individuen, der in der Vernissage vorgetragen wurde von der Schauspielerin Mandy Partzsch und der Journalistin Sybille Muth. Ein unvergesslicher Moment!
Und dann kam Johanna, Johanna Mittag, die in den beiden Schwesterndisziplinen Musik und Malerei zuhause ist. „Farbe und Ton“ haben wir die Ausstellung ihrer Pastelle genannt. Die zwei Konzerte, die Johanna mit ihrer Tochter und mit Kollegen der Sächsischen Staatskapelle hier vor der Galerie gab, zählen zu den absoluten Höhepunkten meiner Galerietätigkeit.
Den Auftakt für die Herbstsaison wird die Ausstellung „Magie und Realismus“ des jungen, kolumbianischen Künstlers Juan Miguel Restrepo geben.
Januar 2017
Heute, am 15. Januar 2017, bin ich zum ersten Mal vollkommen eingeschneit in der Galerie.
Die Treppe ist komplett vereist und es schneit ununterbrochen. Eigentlich wollten sich mehrere Künstlerinnen, die an der nächsten Ausstellung teilnehmen werden, hier zu einer kleinen Arbeitssitzung versammeln, aber ich habe das Treffen vertagt. Es bleibt uns noch genug Zeit. Die Eröffnung der Exposition mit dem Titel „Papier und Kunst“ und 8 eingeladenen Künstlern wird am 4. Februar sein. Wie der Titel sagt, spielt das Papier die Hauptrolle. Unser Anliegen ist, dem Papier den Stellenwert in der allgemeinen Wertschätzung zu geben, den es eigentlich haben sollte.
Außerdem hatten wir vor, den Abbau der letzten Exposition vorzunehmen. Es dreht sich um die Zeichnungen und Siebdrucke von Margarita Pellegrin, aber auch das fiel dem Schnee zum Opfer. Ich habe also noch einige Tage mehr die Gelegenheit die exzellenten Arbeiten, viele in dem Elementarkontrast Schwarz-Weiß, von Margarita zu bewundern. Die Ausstellung mit dem Titel „Die Lust am Fabulieren“ war äußerst kurzfristig angesetzt, vom 19. November bis 18. Dezember 2016. Es sollte eine Abschiedsgeste für die schwerkranke Künstlerin sein. Wir hatten ein paar sehr berührende Begegnungen und besonders viel Freude an den Vorbereitungen. Die Vernissage war außergewöhnlich gut besucht, aber Margarita selbst konnte nicht mehr teilnehmen.
Wir haben sie am 22. Dezember auf dem Leubener Alten Friedhof beerdigt. Es war eine bewegend schöne Feier …
Wir schreiben bereits den 8. Februar. Ich brauchte ein Weilchen, um in meinem Bericht fortfahren zu können. Sicher ist es für den Leser dieser Zeilen verständlich, dass die Beziehung zwischen Galerist und Künstler sehr eng sein kann.
Auch im Falle von Juan Miguel Restrepo, dessen Ausstellung „Magie und Realismus“ im Herbst vergangenen Jahres sehr viel Beachtung fand, ist aus einer freundlich-geschäftlichen Verbindung tiefe Freundschaft geworden. Dasselbe kann ich auch von Johanna Mittag, Kerstin Böttger und Maria Mednikova sagen, die an unserem Feldzug „Pro-Papier“ teilnehmen. Diese Ausstellung „Papier und Kunst“ aufzubauen, war eine der größten Herausforderungen in dieser Hinsicht. Ich glaube, wir haben das sehr gut gemeistert.
Auch die Wettergötter hatten ein Einsehen und schenkten uns einen herrlichen, sonnigen Morgen am Tag der Vernissage. Das schöne Wetter im Verein mit einem besonders guten Catering – wie immer unter der Regie meiner Schwester – sorgten bei den überaus zahlreichen Besuchern für eine exzellente Stimmung. In dieser Ausstellung zeigen wir nur Unikate; eine weitere in Verteidigung des Papiers wird der faszinierenden Welt der Graphik gewidmet sein.
Es ist Frühling, wenn ich darüber berichten kann.
August 2017
Am 13. Mai d. J. eröffneten wir die Ausstellung „Die Welt der Graphik“. Wieder waren 8 Künstler eingeladen: Elke Daemmrich mit meisterlich ausgeführten Strichätzungen auf Kupfer, Frank-Ole Haake mit äußerst anspruchsvollen Linolschnitten, Anja Kaufhold mit einer neuen Technik, der Collagrafie, Andreas Garn mit Miniaturen im Tiefdruckverfahren, Mechthild Mansel mit eindrucksvollen 2-Farb-Lithographien – ihr Bericht über den Prozess fand besondere Beachtung -, der kolumbianische Künstler Juan Miguel Restrepo, der in einer originellen Technik Fotoradierungen mit klassischer Kaltnadel vereinte, Gabriele Reichelt, die immer wieder mit der Komik ihrer Holzschnitte bezaubert und Christoph Wischniowski, dessen Darstellungen menschlicher Ängste und Begierden besondere Beachtung fanden. Die positive Resonanz dieser Ausstellung war so groß, dass wir die Dauer der Exposition bis Mitte Juli verlängerten. Fast ein halbes Jahr konnte ich meiner Vorliebe für Arbeiten auf Papier frönen. Erwähnenswert ist noch die Initiative von Frank-Ole Haake, der uns an einem Sonntagnachmittag in unserem schönen, liebevoll gepflegten Garten eine Märchenstunde schenkte, die Alt und Jung begeisterte. Er erzählte uns eine lange, aufregende, keltische Odyssee, von der besonders die Kinder nicht genug kriegen konnten. Ich erwäge eine regelmäßige Wiederholung dieser Aktivität.
Dann kam unsere Sommerausstellung: Fotografien vom Meer von Roland Nagel. Die Unwetter kurz vor dem Eröffnungstermin am 29. Juli beunruhigten uns sehr. Wie durch ein Wunder wurde uns ein perfekter Sommertag beschert und die Ausstellung machte ihrem Titel „Sehnsuchtsort Meer“ alle Ehre. Der Künstler ist auch Naturwissenschaftler und hat sich lange mit dem Einfluss von Umweltgiften auf aguatische Ökosysteme beschäftigt. Die Schönheit seiner Arbeiten soll gerade darauf hinweisen was es zu verteidigen gilt. Die Problematik, die ja alle natürlichen Ressourcen unseres Planeten betrifft, wird auch in der kommenden Exposition angesprochen. Es sind Malereien von Leonore Adler mit dem Titel: „Es ist genug für alle da?!“.
Dezember 2017
Weihnachten steht vor der Tür…
Ende des Sommers gab es eine kleine unfreiwillige Pause. Ich hatte mir die linke Schulter gebrochen.
Leonore Adler musste mit ihrer Ausstellung mit dem Titel „Es ist genug für alle da“, etwas warten, bekam aber dafür einen besonders langen Ausstellungszeitraum, vom 7. Oktober bis 24. Dezember. Alle ihre Arbeiten – vielschichtig, mehrdeutig – sind auf Papier. Die Einheit von Natur und Mensch ist eine Gewissheit. Eine unnachahmliche Verquickung von Abstraktion und zeichnerisch gut durchdachter Figuration ist das wichtigste Merkmal ihrer Werke.
Und Leonore ist ein großzügiger Mensch. Sie erlaubte mir in 2 Vitrinen einen einmaligen Schatz zu präsentieren: die skulpturalen Interpretationen fossiler Fundstücke von Lutz Podolski; Fossilien als Zeitzeugen verwandeln sich in faszinierende Schmuckstücke. Im Wesentlichen sind es 2 der arten- und formreichsten Tiergruppen der Erdgeschichte, die wir präsentieren können: es sind die schneckenförmigen Ammoniten, die vor 65 Millionen Jahren mit den Dinosauriern ausstarben und die versteinerten Zähne von riesigen Haien, die vor 3 bis 10 Millionen Jahren die Meere beherrschten.
Lutz, ein venezolanischer Künstler mit deutschen Wurzeln, ist nicht nur ein begnadeter Maler und Bildhauer, sondern auch ein ausgezeichneter und erfahrener Goldschmied und Juwelier. Die handwerkliche Ausführung der Fassungen der Fossilien – im Wesentlichen aus 925er Silber – könnte nicht besser sein. Lutz fängt die magischen Kräfte der Fundstücke ein, verliert aber niemals den Respekt vor diesen Zeitzeugen der Erdgeschichte. Eine sehr gelungene Präsentation, um das Jahr 2017 abzuschließen.
Juli 2018
„Bild und Poesie“ war der Titel der ersten Ausstellung im Neuen Jahr. Es war eine lebendige, irgendwie sich selbst gestaltende Exposition – es war, als bräuchte ich bloß ihren Anweisungen zu folgen. Wir haben in diesem Jahr wegen eines intensiven Messebesuches in Karlsruhe relativ spät angefangen und ich musste mich sehr rasch entscheiden, in welche Richtung es gehen sollte. Unsere Erfahrungen mit an Themen gebundene Ausstellungen, wie unser Feldzug zur Verteidigung des Papiers im vergangen Jahr, sind so positiv, dass ich versuchte diesmal etwas zu entwickeln was die Sprache zum Zentrum hat. Vier Fotografen wurden eingeladen: Gabriele Seitz, Bernd Grams, Maritza Studart und Peter Zimolong. Und alle vier konnten irgendeine Beziehung zur Sprache vorweisen. Gabriele Seitz begleitete ihre enigmatischen Moor-Bilder mit Haikus, der kürzesten Gedichtform der Welt; Maritza Studart ist fähig, zweisprachige Gedichte zu verfassen und brachte uns ein Büchlein mit dem Titel „Detrás de los días claros – Hinter den hellen Tagen“. Bernd Grams schickte überaus eindrucksvolle Erzählungen aus seiner schon bekannten und geschätzten Serie „10 Minuten-Stücke“ und Peter Zimolong zeigte neue Arbeiten der Graffitis. Er war es, der die größte Überraschung bereithielt: einige überaus nachdenkliche Betrachtungen vom Menschen und Menschsein, absolut perfekt sowohl in Form wie in Inhalt.
Steffi Deparade-Becker brachte mich auf die Idee das Künstlerhaus zu unterstützen; es feierte am 8. Mai ein Jubiläum – 120 Jahre Existenz! Gute nachbarliche Beziehungen haben für mich immer einen besonders hohen Stellenwert. Zudem ist es bemerkenswert, dass die Erben des Erbauers die ursprüngliche Bestimmung des Hauses, nämlich Künstlern bezahlbare Ateliers und Wohnungen zu ermöglichen, beibehalten haben, durch alle Wirren des vergangenen Jahrhunderts hindurch. Nach wie vor ist das Haus ein künstlerischer Mittelpunkt hier am Elbhang. Die Idee, eine Ausstellung mit einem Künstler aus dem Haus zu machen, bot sich an. Und so kam ich in das schöne, große Atelier, das Ingo und Heidi Kraft im Künstlerhaus haben. Es war eine Liebe auf den ersten Blick. Ingos Arbeit ist ungewöhnlich – um das Wort originell zu vermeiden –, ich hätte ihm auch eine Ausstellung angeboten, selbst wenn er am Nordpol wohnen würde und nicht im Künstlerhaus. Was ist nun so außergewöhnlich? Der Titel – Fotografie und Intervention – beschreibt alles recht genau. Ingo verbindet 2 so gegensätzliche Medien wie Malerei und Fotografie mit einer frappierenden Selbstverständlichkeit. Für mich ist es wie eine Geburt – 2 eigenständige Komponenten vereinen sich und es entsteht etwas vollkommen Neues, ohne die Herkunft zu verleugnen.
Während der Frühlingsmonate bereiteten wir – mit der Hilfe von Künstlern, Freunden und Nachbarn – unser großes Anwesen für ein „Garten-Fest der Skulpturen“ vor. Auch die letzte Terrasse, die noch den Schutt der Bombenangriffe trug, wurde vollkommen geräumt. Hier konnten wir die Idee, Nutzpflanzen anstelle einer „Blumendekoration“ zu ziehen, in die Tat umsetzen. Das fand eine unerwartet hohe Zustimmung. Kartoffeln, Mais, Bohnen und Zucchini erfreuten uns nicht nur visuell. Unser Teichlein bekam einen Springbrunnen, damit die Goldfische mit genügend Sauerstoff versorgt werden. Dazu waren 13 Bildhauer eingeladen, ihre Werke in unserem Skulpurengarten zu präsentieren: Hans Georg Anniès, Paul Böckelmann, E.R.NA. Konstanze Feindt Eißner, Valeri Generosow, Marion Hempel, Uwe Hempel, Bernhard Männel, Thomas Reichstein, Reinhard Pontius, Miguel Sanoja, Frank Schauseil und Doreen Wolf.
Am 30. Juni feierten wir ein wahrhaft rauschendes Fest. Ralph, unser bester Gastronom, buk
66 Flammenkuchen und schenkte 36 Flaschen Wein aus. Es war der perfekte Sommer.
Dezember 2018
Es wurde ein Sommer der Superlative, mit fast tropischen Wetterlagen. Es regnete extrem wenig und unser ständig wachsender Skulpturengarten, besonders die große Terrasse der Nutzpflanzen, beanspruchte viel Zeit zum Gießen. Auch die Herbstfarben der Bäume waren von außergewöhnlicher Leuchtkraft.
Am 22. September eröffneten wir eine Ausstellung mit dem Titel: „Orakel und Labyrinthe“, eigenwillige Kompositionen von Johanna Mittag und Wieland Richter. So unterschiedlich die Arbeiten dieser beiden Künstler auch sind, so haben sie doch – neben der perfekten Beherrschung der Technik – eines gemeinsam: die unvergleichliche Fähigkeit mit relativ wenigen Mitteln, scheinbar mühelos, ein ganzes Spektrum zu entfalten.
Die folgende Exposition „Glas und Metall, Neue Werke“, Marion und Uwe Hempel markierten den Höhepunkt unserer Aktivitäten in diesem Jahr. Die Lichtinstallation im Außenbereich für jede Skulptur hatte permanent ganze Gruppen von Bewunderern. Beide Künstler bedienen sich noch nicht medialer Strukturen. Ich Werk ist Schöpfung eines geistig handwerklichen Vorganges. Genau am Tag der Eröffnung der Ausstellung von Marion und Uwe Hempel, am 10. November, feierte unserer Galerie ihren 7. Geburtstag.
Juni 2019
Gerade wurde der Flyer der letzten Ausstellung vor der Sommerpause abgegeben. Es ist – wie fast immer in diesem Moment des Jahres – eine Arbeit in Schwarz/Weiß: es sind Photographien vom Moor, von Gabriele Seitz – eine eindringliche, ja faszinierende Dokumentation über diese Landschaften, die zudem überraschen mit ihrer enormen Wichtigkeit als Klimaschützer. Gabriele hat sich zu einer festen Größe in unseren Aktivitäten entwickelt mit mehreren Einzelausstellungen und vielen Gruppenbeteiligungen.
Ich stelle erfreut fest, dass der Kreis der Künstler, die mit uns ausstellen, viel stabiler geworden ist und sich auszeichnet durch eine vertrauensvolle, warmherzige Beziehung untereinander. Es sind neben den Hempels und Böckelmanns auch Künstler wie Johanna Mittag, Juan Miguel Restrepo, Bernd Grams, Bernhard Männel, Peter Zimolong, Gabriele Reichelt, um nur einige zu nennen. Ich hatte Gelegenheit festzustellen wie fest und unzerstörbar das Band ist, das Galerie und Künstler eint, bei einem einwöchigen Besuch von 4 Künstlerinnen, mit denen ich in Caracas während mehrerer Jahrzehnte gearbeitet hatte. Ina Bainova, Renate Stoeber, Doris Osbahr und Cristina Vareski. Es waren überaus bewegende Tage und ich versuchte ihnen so viel Abstand wie möglich von den katastrophalen Ereignissen in Venezuela zu verschaffen. Highlights waren die hinreißende Performance von 2 Pianisten, David und Götz im Boulevardtheater und ein Konzert mit Anne Sophie Mutter im Kulturpalast. Auch unsere aktuelle Ausstellung „Erika Liebig und Renate Jäger“ kann sich sehen lassen. Es sind 2 Künstlerinnen, die ein ganzes Leben befreundet waren, oft zusammen ausstellten und beide vor wenigen Monaten verstorben waren. Es war Frau Dr. Lademann, eine bekannte Kunstkritikerin, die mir etwas Anschauungsmaterial zeigte. Ich zögerte nicht eine Minute. Beider Arbeiten sind einzigartig, sehr originell, sehr sicher und veraten eine beindruckende Beherrschung der Technik. Alles verlief harmonisch; ich habe mich selten mit einer Ausstellung so wohl gefühlt.
Aber man wird von Zeit zu Zeit auf die Probe gestellt. Ein besonders heftiger Sturm namens Eduard richtete im März, besonders auf der 2. Terrasse, schwere Schäden an. Besonders die Hempels waren betroffen. Ich entschloss mich 2 große Skulpturen – den Kra und den Feuerkopf – für die Galerie zu kaufen. So waren die Verluste leichter zu ertragen.
Dezember 2019, 2. Advent
Der Weihnachtsmarkt auf dem Körnerplatz ist in vollem Gange. Ich habe am Tor zur Straße ein zusätzliches Schild befestigt mit der Inschrift „GÖFFNET“. Zum Glück spielt das Wetter mit; es ist zwar kalt, aber trocken – ab und an kämpft sich ein Sonnenstrahl durch den Nebel … Wir zeigen von Ende November 2019 bis Mitte Januar 2020 eine Ausstellung, die sich mit ungewöhnlichen Materialien, insbesondere Naturprodukten, für Schmuck beschäftigt – als eine Art Gegenströmung zum konventionellen Luxusschmuck. Drei Künstler wurden eingeladen. Die beiden Goldschmiede Elke Gutschendies aus Regensburg und LUTZ PODOLSKI aus Venezuela, sowie die Diplomdesignerin KERSTIN BÖTTGER, deren feine, filigrane Schöpfungen aus Papier gefertigt sind, nichts als Papier. Elke Gutschendies richtet ihre Aufmerksamkeit auf Textilfasern, vermischt mit Süsswasserperlen, Edelsteinen, Federn, Papier , Blattgold – eine Manifestation von Lebensfreude. LUTZ PODOLSKI hat schon mehrfach bei uns ausgestellt und bezaubert immer wieder mit Fassungen von unerreichter Perfektion. Es entstehen „Zahnspangen für Haifische“, schwarze Ammoniten gefasst in allen Größen, tiefblaue Lapislazuli … begleitet von Skulpturen aus Kupferblech, gefertigt im Foldforming-Verfahren.
Mir schien, als strahlten auch die weiteren Ausstellungen in der zweiten Hälfte des Jahres 2019 eine ganz außergewöhnliche Magie aus. Der Titel der einen „Noch ist der Sommer nicht vorbei“ suggeriert bereits das Vorhaben einer Hommage an den Sommer. Die fünf eingeladenen Künstlerinnen, Rita Geißler, Anke Kiermeier, Maria Mednikova, Johanna Mittag und Mirjam Moritz, kamen dieser Absicht voll und ganz nach; nicht nur im Hinblick auf die künstlerische Seite, sondern auch in Bezug auf eine liebevolle, verständnisvolle Atmosphäre untereinander. Auf einer Reise zu den Lofoten entstanden die eindrucksvollen Bilder des Nordens, Fotografien von Roland Nagel. Der Titel der Präsentation „Im Licht der Trolle“ weist sofort hin auf die unvergleichliche Zauberwelt des Nordens, eine Welt aus Licht gemacht.
Wie kurz kann der Weg sein vom nicht Kennen zur Zuneigung.
Zeitraffer.
Einige Worte.
In der Mitte diesen Jahres besuchen uns, E.R.N.A. und mich, drei Damen auf dem Künstlerhof in Altenau. Unter ihnen eine zart gewachsene Stille. Ihr Alter umschreibt man wohl mit dem Wort reifer. Schnell entdeckt man beim Reden wissendes Lächeln auf ihrem Gesicht. Die Äußerungen der mir Unbekannten erscheinen mir vertraut, von Menschen- und Kunstverstand getragen. Das Gespräch beim Kaffee scheint die Fortsetzung eines vorangegangenen zu sein. Die Chemie stimmt, sagt man wohl dazu.
Ihrer Einladung folgend besuchen wir sie einige Zeit später in ihrer Wohnung. Erneut ein Moment rasanten Kennenlernens. Die alte Dame, man verzeiht mir das Wort alte, zeigt sich in ihrem Gehäuse von, nun mir schon vertrauter jugendlicher Denkart und beweglicher Neugier, ein Weib. Ohne viele Details ihrer Biografie zu kennen, vertraue ich dieser, aus Caracas in ihr Mutter- oder Vaterland zurückgekehrten Frau. Als sie uns dann diese, noch in einem erbarmungswürdigen Zustand befindlichen Räume zeigt - hier möchte sie eine Galerie eröffnen, in einem Alter, das üblicherweise zum Füße hoch und die Hände in den Schoß legen genutzt wird - traue ich ihr das nun schon blindlings zu.
Liebe Lieselotte, ich kann dir nur erneutes Glück wünschen. Du scheinst mit deinem Mann, dem Künstler, dessen Arbeiten hier zu erleben sind, ein seelenverwandtes intensives Leben genossen zu haben. Und ich wünsche dir eine gehörige Portion gutwilliger Schlitzohrigkeit, die wunderbaren Antiken, die Kunst deines Mannes und anderer, auch meine, unter die Leute zu bringen. Der Dresdner Mund möge hinter vorgehaltener Lippe manches Raunen, aber das belebt ja bekanntermaßen das Geschäft.
Wie Sie, verehrte Gäste und Freunde bemerken, hat mich diese Lieselotte umgarnt, eingewickelt, hat mich menschenfängerisch – ich glaube ihr schmunzelndes Lächeln, welches derartigen Aktivitäten begleiten könnte, zu hören – in das abenteuerliche Vergnügen des Kunsthandelns hineingezogen. Und dieses wünsche ich auch Ihnen, meine Damen und Herren, es ist ein Vergnügen, bringt Lust.
Jetzt, heute, fast am Ende des Jahres, eröffnet Lieselotte Rojas-Sanoja FELIX.
Möge die Galerie mit ihr Altern.