24. Januar bis 1. März 2015
Im Skulpturengarten Werke von
Paul Böckelmann, E.R.N.A., Bernhard Männel, Marion und Uwe Hempel,
Reinhard Pontius, Konstanze Feindt Eißner, Miguel Sanoja
„Gegen die Reize der Farben, welche über die ganze sichtbare Natur ausgebreitet sind, werden nur wenige Menschen unempfindlich bleiben…“ sagt Goethe 1791 in seinem Essay „Beiträge zur Optik“. In dem Werk über die Farbenlehre fügt er hinzu: „Farbe beeinflusst das Gefühl und wirkt direkt auf die Seele und somit auch auf die Einheit von Körper und Geist…“.
Farben stellen in der Tat für den Menschen eine unerschöpfliche Quelle der Faszination dar. Für die Wissenschaft ist Farbe nur der subjektive Eindruck, den das Auge von einer oder mehreren Wellenlängen des Lichtes empfängt. Aber zweifellos lassen sich die Farben nicht nur auf ihre jeweiligen physikalischen Eigenschaften reduzieren und sind keine rein rationale Angelegenheit. Denn Farben stehen immer in enger Beziehung zu unserer Wahrnehmung, zu unseren Empfindungen und Gefühlen. Sie besitzen die geheimnisvolle Kraft Psyche und Physis des Menschen zu beeinflussen, das Innere des Menschen zu berühren.
So wie die Philosophie mit Worten nach einer höheren Wahrheit sucht, tut dies die Malerei mit Formen und Farben. Der Ausgangspunkt kann ein Gegenstand sein, ein Gedanke oder ein Gefühl, die dann mittels Farbe als Linie oder Fläche auf dem Malgrund erscheinen.
In den Arbeiten von Maria Mednikova spielt Farbe eine tragende Rolle. Sie sagt von sich selbst: „Vielfalt und Reichtum der mich umgebenden Welt sind meine Inspiration. Die Kostbarkeit des flüchtigen Momentes, die Vergänglichkeit der Natur, das Wechselspiel der Jahreszeiten, Dinge, die mich bewegen und berühren sowie deren Resonanzen, versuche ich aufzufangen und in meinen Bildern wiederzugeben…“
Maria Mednikova ist temperamentvoll, unbefangen, beharrlich und widersetzt sich vehement jedem Zwang. Trotz einer strengen akademischen Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, hat sie sich eine gewisse Unbekümmertheit bewahrt; sie malt die Welt, wie sie sich entschlossen hat sie zu sehen. Es sind einfache Szenen, die von dynamischen Formen und Farben pulsieren und einen unmittelbaren, frischen Eindruck hinterlassen. Es herrscht Harmonie trotz oder gar auf Grund von Spannung. Farbe wird zu Formen, zu Flächen und Feldern, in einer Palette, die große Sicherheit ausstrahlt. Trotz einer ausgefeilten Komposition ist in ihren Arbeiten unbefangene Freude, Klarheit und Inbrunst zu spüren. Ihr Werk ist zumeist im Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Realismus angesiedelt, entfernt sich aber nie völlig von der Gegenständlichkeit.
Ihre bevorzugte Farbe scheint das im Spektrum zwischen Rot und Blau stehende Violett zu sein, ein Violett mit allen seinen Abstufungen. In der Farbenlehre symbolisiert es die Verwandlung, das Überschreiten, das Hinübergleiten. Es ist die Farbe der Inspiration, der Mystik, der Magie des Zaubers. Stets haftet ihr etwas Außergewöhnliches an.
Maria Mednikova wurde in Sankt Petersburg an den Ufern der Newa geboren und lebt seit mehr als 20 Jahren in Dresden. Immer wieder meine ich Verbindungslinien zu entdecken zwischen ihrer ursprünglichen Heimat Russland und ihrer heutigen Heimat, dem Dresdner Elbtal. Besonders so große Flüsse, wie Newa und Elbe, können für ihre Region eine prägende Bedeutung haben, nicht nur für den Naturhaushalt, die Verkehrserschließung oder die Wasserversorgung sondern auch für die Kulturgeschichte. Der Aphorismus „Panta rhei“ ist in der Philosophie die populäre Kurzform für den natürlichen Prozess ständigen Werdens und Vergehens. Es bedeutet „alles fließt“ und wird Heraklit zugesprochen, der sich auch in seinem zweiten berühmten Zitat auf den Fluss bezieht: „Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen…“.
Alles unterliegt dem Wandel der Zeit, gesellschaftliche und politische Strukturen sind gefangen in ständigen Auseinandersetzungen, Materie verändert sich, aber DIE FARBEN BLEIBEN.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Lieselotte Rojas Sanoja