Dresdner Künstler im Blick. In 190 + 9 Ateliers
5. September bis 4. Oktober 2015
Im Skulpturengarten Werke von
Paul Böckelmann, Marion Hempel, Uwe Hempel,
Ines Hoferick, E.R.N.A., Konstanze Feindt Eißner, Miguel Sanoja
Von der Kostbarkeit der Bücher haben die Menschen stets gewusst. Das Buch hat sich in seiner Geschichte von Codex und Buchrolle zu dem wichtigsten Transportmittel für geistiges Eigentum entwickelt; nicht selten ist es selbst ein Kunstwerk. Das vorliegende Buch „Porträtfotografie Gabriele Seitz. Dresdner Künstler im Blick. In 190 + 9 Ateliers“ vereint umfassende Information mit höchstem künstlerischem Anspruch. Die Erläuterungen zu den einzelnen Künstlern stammen zum großen Teil von dem bekannten und geschätzten Kunstkritiker Heinz Weißflog.
Der Einführungstext des Kulturbürgermeisters von Dresden, Dr. Ralf Lunau, umfasst sehr einfühlsam die außergewöhnliche Hingabe der Künstlerin in dieses komplexe Projekt und ist zugleich eine so unterhaltsame Prosa, dass wir seine Betrachtungen hier wiederholen möchten.
Unter dem Titel „Hinwendung ist ein treffendes Wort“ führt Dr. Lunau aus: „Gabriele Seitz’ Porträts sind wie ein wunderbarer Gegenentwurf zu egomanischen Selfies und absurden Stangen an Handys zur Verlängerung der Arme von Modell-Fotograf-Zwitterwesen. Die Hinwendung charakterisiert den konstitutiven Unterschied. Mit dem notwendigen körperlichen Vorgang des Sich-Hinwendens lässt sich die Künstlerin intellektuell und seelisch auf die ihr gegenüberstehenden Menschen ein und verstärkt dabei zugleich deren Autonomie als Individuum, weil sie die Position des Gegenüberstehens nicht in Frage stellt.
So kann sie Persönlichkeiten sichtbar machen, ohne alle Geheimnisse zu lüften, ohne sie zu verletzen. Dieses poetische Spannungsverhältnis zwischen der Künstlerin und ihren Modellen überträgt sich wiederum auf den Betrachter, zieht in den Bann, entwickelt eine Magie, die wirksam Widerstand leistet gegen jene Flüchtigkeit, mit der Selfies von Bildschirmen gewischt werden. Die Reduktion auf das Medium der Schwarz-Weiß-Fotografie verstärkt diese Aufmerksamkeit aller Beteiligten für einander, weil sie mit den Mitteln der Formenstrenge Konzentration gebietet wie eine Fuge oder ein Sonett.
Diese Hinwendung schenkt Gabriele Seitz im vorliegenden Band zahlreichen Dresdner Kolleginnen und Kollegen. Ein sonderbarer Rollenwechsel, bei dem sich die Porträtierten zunächst dem Gestaltungswillen der Kollegin aussetzen, ohne - wie beim Selbstporträt – den Produktionsprozess in der Hand behalten zu können, um anschließend gemeinsam mit ihr vor das Publikum zu treten. Auf diese Weise erzählen diese Fotos Geschichten über die Modelle und die Künstlerin und ihr Verhältnis zu einander, ganz wie sie klassischen Bildkompositionen mit Spiegeln entspricht: mal kleines Psychogramm, mal große Erzählung, geistreicher Dialog oder gar beredtes Schweigen. Welch ein Stoff für die Neugierde und die Phantasie des Betrachters!
Doch diese Bilder besitzen zugleich eine dokumentarische Qualität. Wann widmete sich ein Künstler oder eine Künstlerin unserer Stadt der Abbildung einer solchen Vielzahl seiner Kolleginnen und Kollegen? 207 Frauen und Männer verschiedener Generationen gestatten einen Blick in ein wahres Kaleidoskop, in dem sie zugleich als Repräsentanten der Künstlerschaft insgesamt erscheinen, einer Bevölkerungsgruppe also, die zur Verfasstheit eines Gemeinwesens einen sehr spezifischen Beitrag leistet. Auch diesem Aspekt gilt die erkennbare Hinwendung der Schöpferin …“
Im Rahmen der Festwochen für die 700-Jahrfeier von Loschwitz, zeigen wir in der Ausstellung vorrangig die Porträts der Künstler, die in diesem Stadtteil wohnen.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Lieselotte Rojas Sanoja