13. April bis 30. Mai 2019
Im Skulpturengarten Werke von
Hans Georg Anniès, Paul Böckelmann, E.R.NA., Konstanze Feindt Eißner,
Marion Hempel, Uwe Hempel, Bernhard Männel,
Thomas Reichstein, Reinhard Pontius, Miguel Sanoja, Frank Schauseil, Doreen Wolf
Magie ist ja die Vorstellung, dass alles im Kosmos von einer transzendenten Kraft durchdrungen ist. Das scheint sich zu bewahrheiten in der Ausstellung „Erika Liebig und Renate Jäger“, die von Anfang an etwas Magisches, etwas Außergewöhnliches hatte, wie ich es äußerst selten erlebt habe. Es war, als würde sie sich selbst gestalten und ich hätte nur den Anwei- sungen ihrer Objekte zu folgen. Es genügte, dass mir zwei Kataloge gezeigt wurden, um sofort eine Ausstellung anzubieten, mehr noch, sie für unumgänglich zu halten. Als Hommage für zwei große Künstlerinnen, als Anerkennung für zwei außergewöhnliche Menschen. Erika Liebig und Renate Jaeger waren beinahe zeit ihres Lebens befreundet. Schon Aristoteles sprach von einer gewissen Gleichheit als wichtigste Voraussetzung für Freundschaft. So unterschiedlich die Materialien ihrer Werke sind – Keramik von Erika Liebig und Textilien von Renate Jaeger – die intellektuelle und emotionale Herangehensweise ist gleich. Das gesamte Oeuvre dieser beiden Künstlerinnen atmet eine aufrichtige Besinnung auf die einfachen Mittel, auf die Grundbedingungen des Lebens, ist aber gleichzeitig geprägt von Experimentierfreude und einem natürlichen Empfinden für Form und Farbe. In einer Zeit, in der die zeitgenössische Kunst in Konzepten schwelgt - was den Zugang zu ihr nicht immer leicht macht - ist es wichtig Techniken, die ein hohes handwerkliches Können erfordern, zu verteidigen; zu zeigen, dass Kunst und Kunsthandwerk nicht zu trennen sind. Beide Künstlerinnen verkörpern in unnachahmlicher Form diese Forderung.
Das Atelier, der Arbeitsplatz eines kreativen Menschen, lässt immer auch Rückschlüsse zu auf das Selbstverständnis des Künstlers, auf seine Lebenseinstellung. Beim Betreten des Raumes, in dem Erika Liebig bis zuletzt gearbeitet hat, ist ihre Präsenz noch deutlich zu spüren. Man bewundert die Leuchtkraft und Vielfalt der Glasuren, die differenzierten Oberflächengestaltungen, den matt schimmernden Seidenglanz auf Objekten, die an japanische Frühkeramik erinnern. Eigenwillige Kastenobjekte, Stelen in streng geometrischen Formen, Blattschalen mit wellig bewegten Rändern zeugen von einem überaus kreativen Prozess, der nicht nur technische Korrektheit sondern auch poetische Sicherheit voraussetzt.
Die Bildwelten von Renate Jaeger sind wie hingezaubert. Es grenzt an ein Wunder, wenn ein Gebilde aus Leinen, Stoffstücken, Garn und Faden konzentrierter den Eindruck von Landschaft, Gebirge oder Meer wiederzugeben vermag, als das was wirklich existiert. Es ist eine unnachahmliche Verquickung von Abstraktionen und einer zeichnerisch gut durchdachten Figuration. Renate Jaeger wollte keine genaue visuelle Beschreibung, ihre zartgliedrigen, festgefügten Fadengebilde repräsentieren eine in sich ruhende, stille Welt, in der das Gefühl für textiles Gewebe, für feine Linien und eine Großzügigkeit des Denkens imstande sind, eine neue Kunstform zu schaffen.
Kandinsky spricht in seinem Essay „Über das Geistige in der Kunst“ von der inneren Welt des Menschen als der wahren Quelle jeder künstlerischen Betätigung und der inneren Notwendigkeit als der treibenden Kraft in der Kunst. Der Einblick in die innere Welt von Erika Liebig und Renate Jaeger wird Sie bezaubern.
Ich freue mich auf Ihren Besuch.
Lieselotte Rojas Sanoja
Dresden, August 2018
Ein besonderer Dank an Frau Dr. Jördis Lademann, Dr. Günter Liebig, Frau Ulrike Fitze und Herrn Thomas Jaeger, ohne deren Beistand die Ausstellung nicht möglich gewesen wäre.