11. August bis 16. September 2012
Im Skulpturengarten Werke von
Paul Böckelmann, Marion Hempel, Uwe Hempel,
Ines Hoferick, Konstanze Feindt-Eißner, Miguel Sanoja
Schwarz – weiß, hell – dunkel, kalt – heiß, Mann – Frau, Liebe – Hass, Tag – Nacht …
Jeder Aspekt dieser Welt besteht aus einem Gegensatzpaar. Erst durch diese Polarität wird Vielfalt möglich, wobei keine Wertung vorgenommen wird. Kein Pol ist gut oder schlecht. Es gibt keinen Tag ohne Nacht, kein Heiß ohne Kalt; die Pole sind zwei gegenüberliegende Enden derselben Sache, untrennbar zu einer Einheit verbunden. Sie bedingen einander.
In der chinesischen Philosophie ist die Polarität, das Taiji, ein zentraler Begriff. Besonders im Daoismus wird die Einheit von polaren Gegensätzen, das Yin-Yang, besonders betont und stets in einer fließenden Bewegung dargestellt, zugleich vereint und getrennt auf immer. Dieser Elementarkontrast steht für Balance, für Festigkeit und Konzentration.
Von jeher haben die Kunstwerke in schwarz-weiß eine besondere Anziehungskraft auf mich ausgeübt, ja mir scheint sogar, als wären es Arbeiten in schwarz-weiß gewesen, die bei mir den Eindruck von größtem Farbenreichtum hinterlassen haben. Für Künstler, die sich mit einer Technik in schwarz-weiß auseinanderzusetzen wissen, scheint es keine Beschränkung zu geben. Formenstrenge geht mit Lebendigkeit einher, Formbewusstsein und plastische Prägnanz mit Empfindungskraft und der Fähigkeit sich mitzuteilen. Es wird mit Licht modelliert.
Vier Künstlerinnen wurden eingeladen, um den Beweis für diese Behauptungen zu liefern: Jutta Albert mit Objekten und Schmuckstücken aus Porzellan, E.R.N.A mit Radierungen, Gabi Reichelt mit Holz-und Linolschnitten und Gabriele Seitz mit Fotografien.
Das folgende kleine Wortspiel zum Abschluss zeigt sehr deutlich die Polarität der Dinge und soll zugleich eine Einladung sein, unserem FESTIVAL IN SCHWARZ-WEISS einen Besuch abzustatten: Wenn Schwarz weiß, was Weiß weiß, weiß Weiß was Schwarz weiß …
Lächeln Sie mit uns!
Lieselotte Rojas Sanoja
… Insgesamt haben wir ein Universum an Phantasie und schöpferischem Spiel einer temperamentvollen aber diszipliniert, konzentriert und planvoll arbeitenden Künstlerin vor uns, die ihre Grenzen noch lange nicht erreicht hat und ihre ganze Schöpferkraft noch lange nicht ausgelotet hat, deren gestalterische Abgeklärtheit jedoch kontinuierlich zunimmt.
In der deutschen wie in der europäischen Porzellanszene, die von außergewöhnlicher Leistungskraft und Leistungsdichte gekennzeichnet ist, spricht sie ein gewichtiges Wort mit.
Hans-Peter Jacobson für Jutta Albert
Gera 2010
Kalte Nadel
Die Zeichnung kommt aus der Tiefe und steht erhaben auf dem Papier. Die Druckwalzen pressen Metall und Papier aneinander, als wenn die Idee nur so in die Welt gebracht werden könnte: mit Kraft, fast roher Gewalt und doch zeigen sich dann auf dem Papier feinste Linien neben rabenschwarzen Formen. E.R.N.A. hat die metallene Druckplatte – Metall – kalt, glatt, poliert – ohne Makel, in Erwartung – unter die Hände genommen – sie, ihre Hand führt den Stahl – die Spitze ritzt, kratzt, gräbt ein, verletzt – eine Kalte Nadel entsteht. Widerstand – sie will es zwingen – spürt ihn. Gibt alles. Wut, Trauer, ihre Liebe, ihr Lachen. Aus dem Widerstand wird Symbiose, das Metall ergibt sich.
Die Ritzung, die Wunde füllt sich mit schwarzer Farbpaste aus Pigment und Ölen. Wärme. Erkalten. Dann wischen, reiben, Hand auf- und anlegen. Auf der Platte zeigt sich die Zeichnung, seitenverkehrt. Darauf das feuchte Papier, ein Filz. Die Walzen pressen es in die Tiefen der Platte und so prägen sich Linien und Flächen aufs weiße Papier.
Paul Böckelmann für E.R.N.A., im Juni 2012
Unser Leben ist voller Überraschungen.Täglich kommt es zu Begegnungen, zu Beziehungen unterschiedlichster Art. Sei es auf optische, akustische oder haptische Weise, all unsere Sinne schaffen immerfort Kontakte. Selbst unsere Gedanken und Emotionen können in jedwede Richtung Verbindungen zu unserer Umwelt herstellen. Ich bin überzeugt, dass alles im weitesten Sinne miteinander in Beziehung steht.
Aus dieser unendlichen Vielfalt und Fülle von verschiedem EINANDER, diesem MIT-, DURCH-, UNTER-, NEBEN-, AN-, BEI-, ÜBER -, VOR-, ZU-, GEGEN- und NACHEINANDER auswählen zu dürfen, ist mein Vergnügen. Glücklicherweise hält der Alltag auch so manch heitere Seite bereit. Um diesem EINANDER Form zu geben, wähle ich die Hochdrucktechnik (Holz- und Linolschnitt). Sie zwingt zu klaren Formentscheidungen, wobei ich auf Zwischentöne verzichte. Mögen wir auch künftig gut beiEINANDER sein, damit das Leben reich bleibt und die Ideen nicht ausgehen.
Gabi Reichelt
Vita von Gabi Reichelt
Mir liegt der Mensch und die Beachtung seiner Würde am Herzen.
Das Medium Fotografie verwende ich, um mich mitzuteilen. Dabei bevorzuge ich die klassische Schwarz-Weiß-Technik und arbeite immer analog. Meine Fotos werden nicht bearbeitet. Es sind alles Handabzüge. Als Augenmensch, der ich bin, ermöglicht mir die Fotografie, mein Verhältnis zur Realität in eine Form zu bringen. Sie erlaubt mir, kreativ zu sein und bringt mich mit interessanten Menschen zusammen, deren Geheimnis und Stärke mich faszinieren.
Vor allem ist mir wichtig, mich für die Völkerverständigung einzusetzen, auch wenn es ein sehr bescheidener Beitrag ist, den ich dazu leisten kann. Dennoch – die Macht der Bilder ist nicht zu unterschätzen …
Gabriele Seitz