Hier sind sie alle versammelt: Bambi, Mickey Mouse, Bat Man, Playboy-Häschen, Feuervögel, Heilige Kühe, Skarabäen, Einhörner, exotische Tiere, Manga- und Pokemon-Personal, Avatare, Androiden, Sphinxen, Raumflugkörper, Organe, Prothesen, Mikroorganismen… Als Statisten sind sie gepaart mit diversen Maschinenmenschen und Menschmaschinen, in deren Venen und Sinne sie sich quasi eingeimpft und eingepflanzt finden.

Constanze Deutsch verbindet in ihren farbig gezeichneten Bildpanoptiken Toy- und Ethnokitsch, Logos und Schriftzüge, aber auch Vanitas-, Herrschafts- und Fruchtbarkeitssymbole und -posen zu stilistischen Paraphrasen, Ornamenten und Murals. Dabei ist der kleinste gemeinsame Nenner die Haut – alles wird zur ihrer Darstellung: zum Tatoo auf der Haut oder zum anatomischen Blick unter die Haut.

Wie etwa beim Kinderspiel Dobble liegen die Bildchiffren nebeneinander und wirft sich die Frage auf, was man zuerst sieht, wiedererkennt und zuordnen kann. In höchst surrealistischer Traditionslinie kreuzt sich wie in einem Wachtraum der Bilderdschungel mit Urwaldpanoramen (was zuweilen an einen Ahnherrn wie den naiven Maler Henri Rousseau denken lässt, auch in der Realistik der klaren Konturen und harten Kontraste), oder mit traditionellen Gebetsteppich- respektive Web- oder Batikstilistiken. Das Neben- und Übereinander, die Fragmente und die Simultanität der Bild- und Werbeträger-Informationen lassen aber auch Anklänge an die Decollage/Plakatabrisse der 1950/60er Jahre mit ihren freigelegten Bildschichten zu.

Bei aller Fülle, verwebt zu einem Ornament des Bildraumes, der theatralen Landschaften, der Raster, der Oberflächen, der Häute sowie der Mischung der Kulturen und der Werbegrafiken sind die Blätter dennoch nur Ausschnitte eines immens viel größeren bunten Weltganzen. Ist ihr Ausgangspunkt ein inhaltliches oder formales Interesse? Aus Constanze Deutschs Lust an Mustern, dem Wechsel von Farbflächen und Farbrastern und seriellen Figurationen mit dem Menschen im Zentrum, zu deren Ergebnissen sich oft erst nach dem Zusammenkonstruieren ein Titel findet, ergibt sich eine phänomenale Form der Verarbeitung unserer täglichen Überforderung. Sowohl in ihrer Produktion als vielstimmiges Bildgewebe als auch in ihrer Rezeption der unmöglichen Erfassung und Dechiffrierung aller Bildsequenzen sind diese Zeichnung- en ein überwältigendes Gleichnis unserer Zeit.

Lydia Hempel, Dresden, Mai 2024

Für Constanze Deutsch scheint das Forschen nach dem Sinn allen künstlerischen Seins, allem künstlerischen Tuns, eng verknüpft zu sein mit einer Auseinandersetzung mit der Natur, mit deren komplexen Zusammenhängen und ihren Bildgebungen – eine Suche nach Erkenntnis der Welt und des eigenen Ortes in dieser Welt. In ihren Arbeiten ist stets eine außergewöhnliche Reinheit von Form und Farbe präsent. Trotz der getreuen Abbildung ihrer fantastischen Wesen – von Lydia Hempel einfühlend vorgestellt – existiert immer eine starke Tendenz zur fast abstrakten Durchformung.

Ihre Schöpfungen leben! Lassen Sie sich entführen in ein ganzes Universum von Lebendigkeit.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Lieselotte Rojas Sanoja, Dresden, Mai 2024