Malerei
17. September bis 26. Oktober 2016
Im Skulpturengarten Werke von
Paul Böckelmann, E.R.N.A., Bernhard Männel, Reinhard Pontius,
Marion und Uwe Hempel, Konstanze Feindt Eißner
In Juan Miguel Restrepo vereinen sich die Einflüsse von zwei Kontinenten: Europa und Südamerika. Er ist in Kolumbien geboren und absolvierte ein Architekturstudium an der Universität del Valle in Cali. Von 2009 bis 2014 studierte er an der Philipps-Universität in Marburg Kunstgeschichte, Bildende Kunst und künstlerische Konzeptionen. Vor kurzem ist er von Marburg nach Dresden übersiedelt.
Juan Miguel Restrepo ist ein Künstler, der sein Metier so vollkommen beherrscht, dass seine Werke die Kraft eines Symbols erlangen. Viele Jahre hindurch beschäftigte er sich mit den Techniken und Themen der Alten Meister, was fast zwangsläufig zur Folge hat, dass viele seiner Inspirationen der antiken Mythologie und der Bibel entlehnt sind. Man meint mitunter einen niederländischen Maler des Frühbarocks vor sich zu haben. Es kommt die Frage auf, in wieweit das Mythologische und Historische in der heutigen Kunst eine Form findet. Glücklicherweise haben die zeitgenössischen Künstler seit längerem den Bildungsstaub abgetragen, den das 19. Jahrhundert auf der Mythologie und der Historie angesammelt hatte. Was da zutage kam sind keine klassischen Marmorbilder oder endgültig ausgeprägte Gestalten, sondern phantastisch bildsames Material, das nach neuer, unverbrauchter Interpretation verlangt. Es gilt, den mythischen Stoff in unsere Zeit zu transponieren.
Wie die Surrealisten zu Beginn der 20iger Jahre, hat auch Juan Miguel die Symbolik zum Jagdgebiet erwählt und treibt seine teils tiefsinnigen, teils makabren Spiele damit. Medusa entfaltet ihr zwiespältiges Wesen. Ein stolzer Hahn, wachsamer Verkünder des Tages, schreitet auf einem Boden aus kolonialen Fliesen aus dem Dunkel ins Licht. Ein ähnlicher, sorgfältig gemalter Bodenbelag, Azulejos genannt, schmückt das Werk mit der wohl ungewöhnlichsten Raumaufteilung, die Darstellung eines Papageis auf seiner Stange, auch heute noch in vielen Teilen Südamerikas ein Statussymbol.
Die starke Präsenz der europäischen Kunstgeschichte vermischt sich im Werk von Juan Miguel Restrepo mit dem Einfluss des südamerikanischen Magischen Realismus, einer Kunstrichtung, die in der Neuen Welt eine große Rolle spielt, besonders in der Literatur. Das Übersinnliche, Rätselhafte, Geheimnisvolle wird in eine alltägliche Erfahrungswelt integriert, stellt diese aber nicht in Frage. Besonders deutlich wird diese Dualität in der Serie „Naturalienkabinett“. Es sind phantastische Vogelköpfe, die in einem geheimnisvollen Bezug zu ihrem Umfeld, besonders zum Bildhintergrund, zu stehen scheinen, aber Prototypen der griechischen Charaktere darstellen, der Choleriker, Phlegmatiker, Sanguiniker, Melancholiker …
In einer meisterlichen Beherrschung von Form und Farbe, präsentiert der Künstler viele seine Arbeiten in unterschiedlichen Größen und Anordnungen der Rahmen, auch innerhalb eines Themas. Es hat die Atmosphäre eines Bühnenbildes, einer authentischen „Mise en scéne“.
Der Vorhang geht auf, verehrte Gäste, am Samstag, den 17. September 2016 um 11 Uhr, die letzte „Funktion“ wird sein am 26. Oktober 2016.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Lieselotte Rojas Sanoja