4. Februar bis 26. März 2017
Im Skulpturengarten Werke von
Paul Böckelmann, E.R.N.A., Bernhard Männel, Miguel Sanoja
Marion und Uwe Hempel, Konstanze Feindt Eißner
Das Papier ist ein fester Bestandteil unseres Alltages. Ob Bibel, Kaffeebecher, Tagebuch, Geldschein oder Zeitung, alles wäre ohne Papier nicht denkbar. Angesichts der Mengen, die davon achtlos in die blaue Tonne versenkt werden, könnte man meinen, die Menschen seien sich der Bedeutung dieses vielseitigen Werkstoffes nicht bewusst.
Papier ist eine absolut revolutionäre Erfindung der Chinesen und den früheren Schriftträgern, wie Pergament, Papyrus oder Tafeln aus Ton oder Wachs in fast jeder Hinsicht überlegen. Es beginnt seinen Siegeszug vor ungefähr 2000 Jahren im China der Han-Dynastie. Die Kenntnis dieser Kunst – denn die Papiermacher sehen ihr Handwerk auch heute noch als eine solche – breitet sich langsam entlang der Handelswege aus, zuerst nach Japan und Korea, später im arabischen Raum und schließlich in Europa. Im Jahre 1390 errichtet der Kaufmann Ulmar Stromerk in Nürnberg die erste Papiermühle auf deutschem Boden.
Es ist das Papier, das, im Verein mit der Erfindung der Druckerei, die Basis schafft für Aufklärung, Veränderung und allgemeine Bildung. Es wurde zum herausragenden Übermittler von Wissen, Ideen und Information. Ohne Papier wäre z. B. Musik und Literatur, wie wir sie heute kennen, nicht möglich. Oder kann man sich vorstellen, dass Beethoven seine Sinfonien auf Tierhaut oder gar auf Tontafeln geschrieben hätte, einschließlich der entsprechenden Kopien für jedes Orchestermitglied?
Bis Ende des 18. Jahrhunderts wurde Papier von Hand hergestellt. Das alte Grundrezept lautete nach wie vor eine dünne Schicht aus zerriebenen Pflanzenfasern mit Hilfe eines Siebes zu entwässern und dann zu trocknen und zu glätten. Das Resultat war von guter Qualität aber relativ kostspielig. Dennoch konnte die Nachfrage kaum befriedigt werden. Mit Beginn des Industriezeitalters wurde der Rohstoff für die Papierherstellung so knapp, dass man alles Greifbare wie Lumpen oder sogar die Bänder von Mumien verarbeitete.
Die Lage entspannte sich als der sächsische Weber Friedrich Gottlieb Keller Anfang Dezember 1843 entdeckte, dass aus Holz, bzw. dem Faserbrei des Holzschliffes, Papier gemacht werden konnte, das allerdings schnell brüchig wurde. Aber lange unter großem Druck und mit Chemikalien gekocht, verändern sich die Eigenschaften und es entsteht Zellulose, ein idealer, vielseitiger Rohstoff, der eine Massenherstellung von Papier ermöglichte. Im Laufe der Zeit wurden große Maschinen entwickelt, die bis 2000 Meter Papier pro Minute produzieren können. Etwa 5000 verschiedene Papiersorten stehen der Menschheit zur Verfügung.
Trotz des wachsenden Einflusses der elektronischen Medien steigt der Papierkonsum ständig an und ist nach Meinung vieler Experten ein wichtiger Faktor für den Klimawandel und die Zerstörung der Artenvielfalt. Besonders die massive Rodung des Regenwaldes fällt dabei ins Gewicht. Die verantwortungsvolle Nutzung der Ressourcen unseres Blauen Planeten schließt auch den Umgang mit Papier ein.
Unsere Ausstellung möchte dazu beitragen dem Papier den Stellenwert in der allgemeinen Wertschätzung zu geben, den es haben sollte. Auch in der bildenden Kunst spielt das Papier eine tragende Rolle. Die unendlich große Anzahl der Sorten und deren unterschiedliche physische Beschaffenheit setzen der Kreativität und Experimentierfreudigkeit keine Grenzen. Die Schönheit und Ästhetik von Papier spricht auch die Sinne an. Die visuelle Wahrnehmung wird durch haptische Aspekte unterstützt. Es gibt allerdings einige Punkte, die sowohl der glückliche Besitzer eines Kunstwerkes auf oder mit Papier, wie auch der Künstler selbst, beachten sollte. Papier muss vor Feuchtigkeit und direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Der ph-Wert sollte möglichst neutral sein, um das Blatt vor Mikroorganismen zu schützen. Bei der Rahmung darf das Glas das Papier nicht berühren und sollte nicht aufgeklebt werden.
Wir zeigen in dieser Präsentation ausschließlich Unikate von Arbeiten auf oder mit Papier. Eine weitere Ausstellung zu einem späteren Zeitpunkt wird sich mit der faszinierenden Welt der Graphik befassen.
Folgende Künstler haben wir eingeladen uns in dieser Manifestation „pro Papier“ zu begleiten:
Kerstin Böttger und Manuela Neumann zeigen – die eine mit fantasievollen Schmuckstücken, die andere mit kleinen, märchenhaften Figuren – dass Papier auch dreidimensional verarbeitet werden kann. Ein besonders faszinierender Punkt bei der Aquarellmalerei ist, dass das Papier als hellste Tönung zu einem wichtigen Teil der Arbeit avanciert. Rita Geissler und Maria Mednikova sind zwei erfahrene Aquarellistinnen. Johanna Mittag erreicht in ihren Pastellen eine für diese Technik ungewöhnliche Leuchtkraft. E.R.N.A. zeigt die schier unerschöpflichen Ausdrucksmöglichkeiten des Elementarkontrastes Schwarz-Weiß in ihren Tuschzeichnungen. Michele Cyranka vereint mehrere Elemente zu einem neuen Ganzen und Takako Kodani nutzt die zarte Transparenz des Japanpapiers in ihrer Serie kleiner Malereien mit dem Titel „Miradas – Blicke“.
So unterschiedlich die gezeigten Werke auch sind, eines haben alle 8 Künstlerinnen gemeinsam: die Faszination für Papier.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Lieselotte Rojas Sanoja