Im Skulpturengarten Werke von
Paul Böckelmann, Marion Hempel, Uwe Hempel, Miguel Sanoja
Bilder von der Ausstellungseröffnung am 17. März 2012
In den religiösen Vorstellungen der Völker aller Zeiten spielen spiegelnde Flächen eine wichtige Rolle. Der Spiegel ist das Symbol für Weisheit, Wissen und Wahrhaftigkeit. Darüber hinaus werden ihm magische Kräfte zugeschrieben und die Fähigkeit, verborgene und verbotene Absichten zu enthüllen. Der in sein Abbild verliebte Narziss ist dem Tode geweiht und das Urteil des Spiegels in dem Märchen vom Schneewittchen löst dessen gesamte Handlung aus … Besonders die natürliche Wasseroberfläche gilt häufig als Vermittler bei der Anrufung der Geister und deren Weissagungen.
Unter Reflexion versteht man nicht nur das Zurückwerfen eines Bildes durch den Spiegel, sondern auch prüfende Betrachtung, das Nachdenken über Wahrnehmungen, Handlungen und Erkenntnisse. Sie ist aber auch die Bestätigung von Existentem. Ein Spiegel ohne Reflexion bedeutet das Nichts, ist aber zugleich eine Tür, die in eine andere Welt führt.
Es ist diese Dualität der Dinge, die Steffi Deparade-Becker in ihren Bildpoesien mit sensibler Sicherheit vermittelt. Spiegelnde Flächen erreichen in den Arbeiten der Künstlerin einen gesteigerten Ausdruck. Durch Spiegelungen werden gleichzeitig mehrere Mitteilungen gemacht. Spiegelbilder können Anregungen für veränderte Betrachtungsweisen geben. Man erkennt Bekanntes intensiver oder völlig neu.
In souveräner Beherrschung der künstlerischen Mittel, entstehen horizontale oder vertikale Farbschichtungen, die trotz zahlloser Mischungen niemals an Leuchtkraft oder Reinheit verlieren. Die schwebende Atmosphäre der Kompositionen aus Himmel, Licht und Wasser, scheint sich bis ins Unendliche zu steigern. Scheinbar unvereinbare Gegensätze existieren in harmonischem Miteinander: Bewegung und Stille, Melancholie und spielerische Aspekte, Ruhe und Drama, Transparenz und Undurchschaubarkeit.
Die Arbeiten von Steffi Deparade-Becker gleichen einer Pilgerreise in Traum- und Gedankenwelten.
Sie wollen nicht nur betrachtet werden, man muss sie entdecken...
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Lieselotte Rojas Sanoja,
Dresden, Februar 2012
Seit 1983 beschäftige ich mich mit der Collagetechnik. Ich begann mit dem Überkleben gemalter Bilder, die ich wiederum übermalte, erst auf Papier, später auf Leinwand. Anregungen hinsichtlich dieser Arbeitsweise bekam ich durch die Werke Robert Rauschenbergs und Anselm Kiefers, die ich damals nur aus Büchern kannte. Später sah ich auch Originale in einer Berliner Ausstellung, die mich sehr beeindruckt haben.
Da ich zunächst, wie alle Künstler, die in der DDR ausgebildet wurden, sehr realistisch und figürlich gearbeitet hatte, waren jene Werke für mich eine Neuentdeckung, die mir Anregungen gaben, meinen eigenen künstlerischen Weg zu finden. Ich empfand den propagierten sozialistischen Realismus als „platte Abmalerei“ von Realität, die nicht meinen Vorstellungen von zeitgemäßem malerischem und künstlerischem Ausdruck entsprach und so begann ich, meine Bilder mit dieser Collagetechnik „zu zerstören“. Malerische figürliche Fragmente blieben erhalten und es entstanden neue Strukturen, die Anregung für weitere Bildbearbeitung boten. In der Folge verloren sich die figürlichen Elemente aus meinen Bildern und es entstanden abstrakte, imaginäre Räume, die zu neuen Bildinhalten führten.
Später begann ich bewusst, Abfallprodukte unserer Zivilisation als Grundstruktur in meine Leinwände einzuarbeiten, sie umzuformen und mittels der Malerei von ihrer eigentlichen Bestimmung zu befreien und somit als Formstruktur und Störung in das entstehende Bild einzubeziehen.
So entwickelten sich Vielschichtigkeit, Transparenz und Überlagerungen, die Assoziationen abstrakter, urbaner oder landschaftlicher Räume hervorrufen, dem Betrachter meiner Bilder aber auch genügend Freiraum für seine eigene Fantasie und Interpretation bieten.
Bewusst unterlege ich meine Malerei mit fremden Materialstrukturen, beziehe Brechungen, Störungen und Fragmente ein, ist doch unsere heutige Sichtweise auf die Welt, unser Realitätserlebnis, durch die immense Informationsflut und Schnelligkeit unserer Zeit kein Ganzheitliches mehr. Deshalb bin ich der Meinung, dass in der Malerei, die bis heute mein künstlerisches Ausdrucksmittel geblieben ist, Bilder nicht mehr wie im 19. Jahrhundert als abgerundetes „Guckkastenbild“ entstehen sondern „Störungen“ mit einfließen, so man ein sensibler Beobachter und Kind unserer Zeit ist.
Diese Arbeitsweise ist für mich bis heute ein wichtiges Mittel für die Konzeption meiner Bilder geblieben und ich glaube, dass dies, bis auf einige technische Abwandlungen, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben, auch so bleiben wird. Ich bin der Überzeugung, damit einen zeitgemäßen wie zeitlosen künstlerischen Ausdruck in meinem Werk entwickelt zu haben, abseits modischer Strömungen.
Steffi Deparade-Becker
Vita unter steffi.deparade-art.de